Boucherville

Anfang 30 ist Julian Huber und gehört zur absoluten Spitze unter Deutschlands Winzern. Seine Passion, nein: Obsession, sind die Burgundersorten. Schon seine Einstiegsweine sind unübertroffen in Präzision und Finesse. So wie dieses Exemplar aus Chardonnay mit etwas Weissburgunder: glockenhelle Zitrus-, Apfel- und gelbe Frucht, Kräuter, feine Sandelholznote. Am Gaumen klar, präzise und vibrierend, hat Biss und Rückgrat, die schlanke Textur paart sich mit einer pfeilgeraden Säure. Wow, das schwingt!

«Kabi» nennen die Deutschen den Kabinett liebevoll. Dieser Weintyp ist ein echter Strahlemann: offenherzige Frucht, sanfte Restsüsse – nicht umsonst nennen ihn Winzer auch «Frühstückswein». Dieses Exemplar kommt aus dem legendären Hause Prüm an der Mosel. In der Nase überschwängliche Zitrus- und Aprikosenfrucht, ein Touch Exotik und ein Duft wie von einem frisch polierten Silberlöffel. Am Gaumen ist er einfach nur mundwässernd! Ein Hit zu Asia-Food, vor allem mit Ingwer und Zitronengras.

Drei Hektar Rebfläche. Alles Handarbeit. Winzer seit 1653. Eine Website, die vermuten lässt, dass man hier nicht viel mit der virtuellen Welt am Hut hat, sondern lieber draussen ist in der Natur. Kurz, das Wort Geheimtipp ist für die Domaine Rémi Chomel keine Übertreibung. Der Syrah Les Vossières, auf Granit gewachsen, zeigt die Rebsorte von ihrer geschliffensten Seite: feine Beerennase mit floralem Touch, am Gaumen saftig und straff mit gekonnt eingebundenen Tanninen. Ein Gedicht zu Kalbsbäggli.

Philipp Togni ist eine Ikone des Napa Valley – aber der unprätentiösen Art. Ganz wie der Weinstil, welchen er seit den 80er Jahren prägte und den heute Tochter Lisa fortführt. Das sind keine Blockbustertropfen, wie man sie gerne aus Kalifornien kennt, sondern Gewächse von einer raren Tiefe, Harmonie und Finesse. Der Cabernet Sauvignon aus der Hügellage Tanbark Hill zeigt satte dunkle Frucht, eine noble Grafitnote, feine Röstaromen, Kaffee, etwas Lakritz. Am Gaumen viel weiches Tannin, ultrafrische Säure, elegante Herbe. Ein Wein für besondere Momente. Wunderschön!

Die Schaumweinwelt teilt sich, plakativ gesagt, in zwei Lager: simpel in Qualität und Preis oder richtig gut, dafür aber auch richtig teuer. Dieser Sekt des deutschen Spitzenguts Emrich-Schönleber ist eine seltene Perle – wie geht so viel Klasse zu diesem Preis?! Aus dem Glas springt der Riesling mit seiner Zitrusfrische und gelben Frucht, dazu delikate Hefenoten und ein Hauch Blüten. Am Gaumen cremig und ausdrucksstark, aber doch leichtfüssig und verspielt. Mega.

Pinot Meunier ist gewöhnlich das kleine Helferlein in der Champagner-Assemblage. Nur selten tritt diese Rebsorte solo auf. Die Familie Delouvin zeigt, wie rassig der Meunier in Reinkultur schmeckt: Das Bouquet ist geprägt von Honig und Bratapfel, den Gaumen packt er mit mandariniger Spritzigkeit, ist saftig und persistent bis ins mineralische Finale. Der Semper Fidelis besteht zur Hälfte aus einer 1993 angelegten Solera, einer kontinuierlich gefütterten Quelle aus älteren Jahrgängen. So einen Champagnerbrunnen wünschen wir uns auch!